KÖLNER RHEINAUHAFEN
Über Jahrhunderte waren der Rheinauhafen und besonders die benachbarten Kaianlagen in Richtung Dom ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor Kölns. Die kulturellen Handelsverbindungen die durch die Flußanbindung seit der Römerzeit bestanden, entwickelten sich im Mittelalter zu europäischer Bedeutung. Durch das Stapelrecht, das Köln seit dem Mittelalter als ‘freien Hansestadt’ ausübte, gelangten die Bürger zu großem Reichtum und konnten ein selbstbewusstes Gemeinwesen etablierten. Die Kölner Wirtschaft und Kultur ist durch die exponierte Flusslage und die historisch gewachsenen Handelsbeziehungenen maßgeblich geprägt worden.

Der Kölner Rheinauhafen ging aus einem so genannten “Wertchen", einer Flussinsel, hervor, die bereits vor der Anlage eines Hafenbeckens als Werftgelände und als Naturhafen genutzt wurde. Ab 1850 wurde mit der Befestigung der Halbinsel und dem Ausbau des Hafenbeckens begonnen. Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 20er Jahre wurde das fast zwei Kilometer lange und bis zu 150 Meter breite Areal mit unterschiedlichen Lagergebäuden bebaut. Der Hafen löste weitgehend die Anlandungsmöglichkeiten entlang der innerstädtischen Kaimauern ab und zentralisierte den Umschlag von Stück- und Schüttgut auf ein dafür spezialisiertes geschlossenes Gelände. Mit der Anlage von Eisenbahn- und Straßenanbindungen mit entsprechenden Volumenkapazitäten stand für etwa 100 Jahre ein effizientes Instrument für dieWareneinfuhr in die Stadt und die Güterausfuhr zum Wasser hin zur Verfügung.

Im Zuge der Industrialisierung entstanden weitere zum Teil spezialisierte Hafenanlagen in Köln. Ab den 60er Jahren verlor das nahe zum historischen Kölner Stadtkern gelegene Hafenareal zunehmend seine Bedeutung als Hauptumschlagplatz von Massengütern, auch aufgrund seiner veralteten Hafentechnik und mangelnden topografischen Ausdehnungsmöglichkeit.

Ab Ende der 70er Jahre wurde in Köln durch verstärkte städtebauliche Verdichtungsmaßnahmen sowie durch die Sanierung der südlichen Neustadt das Hafenareal zu einem der letzten großen urbanen Erweiterungsgebiete im Zentrum der Stadt. Das städtebauliche Potential besteht in der Anschließung der benachbarten historisch gewachsenen Wohngebiete an das Wasser und in der urbanen Ausweitung der innerstädtischen Ufermagistrale nach Süden hin.

Aus einem zwanzigjährigen oft auch politisch kontrovers diskutierten Entwicklungsprozess ging Ende der 90er Jahre ein mehrfach überarbeiteter Masterplan des Architekten Hadi Teherani hervor, der seit fünf Jahren in Bauabschnitten zur Ausführung kommt. Das Gelände wird nun in einem paradigmatischen Ablösungsprozess einer neuen Nutzung zugeführt, die für das topografisch schwierig zu erschließende Ufergelände ein völlig neues städtisches Quartier definiert.

Eine städtebauliche und ökonomischeBalance von Arbeiten und Wohnen am Rhein wurde durch weit vorausschauende städtebauliche Ansätze in dieser zukünftigen Neustadt entwickelt. Drei Wohn- und Bürohochhäuser, die so genannten Kranhäuser, definieren als besondere Landmarke die Kernzone zwischen dem alten Hafenbecken und dem Rheinufer. Als Neustadt wird der ‘Rheinauhafen’ durch seine Konzeption und die Lage im Stadtkern eigenständige urbane Impulse entwickeln und diese auch auf die umliegenden städtischen Quartiere abstrahlen.